Adolf Hitler, Mein Kampf, ab S. 656ff – Beschränkung der Mitgliederaufnahme
Die größte Gefahr, die einer Bewegung drohen kann, ist ein durch zu schnelle Erfolge abnorm angewachsener Mit- gliederstand. Denn so sehr auch eine Bewegung, solange sie bitter zu kämpfen hat, von allen feigen und egoistisch ver- anlagten Menschen gemieden wird, so schnell pflegen diese die Mitgliedschaft zu erwerben, wenn durch die Entwick- lung ein großer Erfolge der Partei wahrscheinlich gewor- den ist oder sich bereits eingestellt hat. Dem ist es zuzuschreiben, warum viele siegreiche Be- wegungen vor dem Erfolg oder besser vor der letzten Voll- endung ihres Wollens aus unerklärlicher innerer Schwäche plötzlich zurückbleiben, den Kampf einstellen und endlich absterben. Infolge ihres ersten Sieges sind so viele schlechte, unwürdige, besonders aber feige Elemente in ihre Organisation gekommen, daß diese Minderwertigen über die Kampfkräftigen schließlich das Übergewicht erlangen und die Bewegung nun in den Dienst ihrer eigenen Interessen zwingen, sie auf das Niveau ihrer eigenen geringen Helden- haftigkeit herunterdrücken und nichts tun, den Sieg der ursprünglichen Idee zu vollenden. Das fanatische Ziel ist damit verwischt, die Kampfkraft gelähmt worden oder, wie die bürgerliche Welt in solchem Falle sehr richtig zu sagen pflegt: „In den Wein ist nun auch Wasser gekom- men." Und dann können allerdings die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen. Es ist deshalb sehr notwendig, daß eine Bewegung aus reinem Selbsterhaltungs- trieb heraus, sowie sich der Erfolg auf ihre Seite stellt, sofort die Mitgliederaufnähme sperrt und weiterhin nur mehr mit äußerster Vorsicht und nach gründlichster Prüfung eine Vergrößerung ihrer Organisation vornimmt. Sie wird nur dadurch den Kern der Bewegung unverfälscht frisch und gesund zu erhalten vermögen. Sie muß dafür sorgen, daß dann ausschließlich dieser Kern allein die Bewegung weiterleitet, d.h. die Propaganda bestimmt, die zu ihrer allgemeinen Anerkennung führen soll und als Inhaberin der Macht die Handlungen vornimmt, die zur praktischen Verwirklichung ihrer Ideen notwendig sind. Alle großen Bewegungen, mochten sie religiöser oder politischer Natur sein, haben ihre gewaltigen Erfolge nur der Erkenntnis und Anwendung dieser Grundsätze zuzuschreiben, besonders aber alle dauerhaften Erfolge sind ohne Berücksichtigung dieser Gesetze gar nicht denkbar. Ich habe mich als Propagandaleiter der Partei sehr bemüht, nicht nur für die Größe der späteren Bewegung den Boden vorzubereiten, sondern durch eine sehr radikale Auffassung in dieser Arbeit auch dahin gewirkt, daß die Organisation nur bestes Material erhalte. Denn je radikaler und aufpeitschender meine Propaganda war, um so mehr schreckte dies Schwächlinge und zaghafte Naturen zurück und verhinderte deren Eindringen in den ersten Kern unserer Organisation. Sie sind vielleicht Anhänger geblieben, aber gewiß nicht mit lauter Betonung, sondern unter ängstlichem Verschweigen dieser Tatsache. Wieviel Tausende haben mir nicht damals versichert, daß sie ja an sich ganz einverstanden mit allem wären, aber nichtsdestoweniger unter keinen Umständen Mitglied sein könnten. Die Bewegung wäre so radikal, daß eine Mitgliedschaft bei ihr den einzelnen wohl schwersten Beanstandungen, ja Gefahren aussetze, so daß man es dem ehrsamen, friedlichen Bürger nicht verdenken dürfe, wenigstens zunächst beiseitezustehen, wenn er auch mit dem Herzen vollkommen zur Sache gehöre. Und das war gut so. Wenn diese Menschen, die mit der Revolution innerlich nicht einverstanden waren, damals alle in unsere Partei gekommen wären, und zwar als Mitglieder, so könnten wir uns heute als fromme Bruderschaft, aber nicht mehr als junge kampfesfreudige Bewegung betrachten. Die lebendige und draufgängerische Form, die ich damals unserer Propaganda gab, hat die radikale Tendenz unserer Bewegung gefestigt und garantiert, da nunmehr wirklich nur radikale Menschen - von Ausnahmen abgesehen - zur Mitgliedschaft bereit waren. Dabei hat diese Propaganda doch so gewirkt, daß uns schon nach kurzer Zeit Hunderttausende innerlich nicht nur recht gaben, sondern unseren Sieg wünschten, wenn sie auch persönlich zu feige waren, dafür Opfer zu bringen oder gar einzutreten. Bis Mitte 1921 konnte diese bloß werbende Tätigkeit noch genügen und der Bewegung von Nutzen sein. Besondere Ereignisse im Hochsommer dieses Jahres ließen es aber angezeigt erscheinen, daß nun nach dem langsam sichtbaren Erfolg der Propaganda die Organisation dem angepaßt und gleichgestellt werde. Der Versuch einer Gruppe völkischer Phantasten, unter fördernder Unterstützung des damaligen Vorsitzenden der Partei, sich die Leitung derselben zu verschaffen, führte zum Zusammenbruch dieser kleinen Intrige und übergab mir in einer Generalmitgliederversammlung einstimmig die gesamte Leitung der Bewegung. Zugleich erfolgte die Annahme einer neuen Satzung, die dem ersten Vorsitzenden der Bewegung die volle Verantwortung überträgt, Ausschußbeschlüsse grundsätzlich aufhebt und an Stelle dessen ein System von Arbeitsteilung einführt, das sich seitdem in der segensreichsten Weise bewährt hat. ........ ... Ich habe mich diesem Wahnsinn nicht gefügt, sondern bin schon nach ganz kurzer Zeit den Sitzungen ferngeblieben. Ich machte meine Propaganda und damit basta, und verbat es mir im übrigen, daß der nächstbeste Nichtskönner auf diesem Gebiet etwa versuchte, mir dreinzureden. Genau so wie ich umgekehrt auch den anderen nicht in den Kram hineinfuhr.
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